Heute Nachmittag schaute ich n-tv, den Nachrichtensender. Natürlich nur leise, da ich zwar zu Hause, aber doch am Arbeiten war. Beim Beitrag zum „Machtwechsel bei der SPD“ musste ich die Lautsprecher dann doch aufdrehen. Denn da war von Populismus die Rede.
Soweit nichts ungewöhnliches. Gerade in Zeiten von Trumpf, LePen, Wilders etc. scheint der Populismus regelrecht in aller Munde zu sein und in vielen Köpfen herrumzugeistern. Aufmerksam wurde ich aber nicht, weil extreme rechte oder linke Parteien mit holzschnittsartigen, elite- und / oder ausländerfeindlichen Parolen in den Wahlkampf steigen. Zu denken gibt mir, dass sich grosse Volksparteien wie CDU und SPD mit Populismusvorwürfen eindecken.
Auch das mag es zwar schon lange geben. Gewiss, gewiss. Aber aufgrund der zurzeit herrschenden politischen Debatte erkenne ich doch schon eine gewisse Tendenz in den Wahlkampfstrategien.
Populismus ist ja negativ besetzt. Wer einem Konkurrenten dieses Attribut anheften kann, ist klar im Vorteil. Populismusvorwürfe werden so zu Totschläger-Argumenten im Kampf um die Gunst der Wähler. Auf der Strecke bleiben die Inhalte, die politischen Programme, die das Land weiterbringen sollen.
Ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen. Aber wenn sich dieser Trend verstärkt und fortsetzt, gewinnt am Ende die Partei den Wahlkampf, die den Bürgern am besten vermittelt, dass die Konkurrenz-Partei Populismus betreibt. Ob das eigene Legislaturprogramm zum gesellschaftlichen Wohl beiträgt, würde diesfalls weniger wichtig. Hauptsache, man den politischen Gegner in Verruf gebracht. Destruktion und Bashing statt konstruktive Politik. Wo bleibt da die Fairness gegenüber den Wählern, die sich für Lösungen interessieren und wohin führt das die politische Kultur?
Es liegt im Übrigen fern, den deutschen Wahlkampf zu kritisieren. Der war nur der Auslöser meiner Überlegung. Auch in meinem Heimatland, der Schweiz, sind ähnliche Töne zu vernehmen.